Ursprünglich im April 2010 veröffentlicht:
In der aktuellen “M”, der “medienpolitischen ver.di-Zeitung”, kann man in einem Artikel zum Thema Vergütungsregeln für Freie folgendes lesen:
ver.di erreichen zurzeit viele Mails, in denen freie Kollegen ihre miese Bezahlung sowohl bei Texten (unter 10 Cent! (Zeilenhonorar; Anm. d. A.)) als auch bei Fotos (doch ganze 4 Euro!) schildern. “Wir versuchen dann, diesen Kollegen Mut zu machen. (…)”
Nein! Leuten, die ihre Bilder für 4,- € das Stück verkaufen, muß man keinen Mut machen! Die sollte man eher mal fragen, ob sie nicht vielleicht selbst schuld dran sind, daß sie sich ausgebeutet fühlen. Und ob nicht ihr eigenes “Verhandlungsgeschick” sie dahin gebracht hat – wer immer sagt er könne mit weniger Honorar nicht existieren, aber trotzdem nach jeder Honorarkürzung weitermacht statt zu kündigen, den kann man nicht ernst nehmen.
Und vor allem sollte man sich in einem Artikel zu diesem Thema dann nicht “erschüttert über die offensichtliche Unkenntnis in manchen Chefredaktionen” zeigen, sondern sich vielleicht mal über die offenkundige Doofheit der Leute unterhalten, die zu solchen Dumpingpreisen arbeiten und die über die Jahre die Entwicklung solcher Dumpingpreise erst möglich gemacht haben.
Warum sollte sich eine Chefredaktion die Frage stellen, ob 4,- € ein angemessener Preis für ein Foto sind, wenn da jede Menge Leute Tag ein Tag aus Fotos für 4,- € machen
Und vielleicht sollte man mal den Taschenrechner bemühen und sich fragen, ob das denn wirklich hauptberufliche, freiberufliche Journalisten sind oder ob es sich da um irgendwelche Nebenerwerbsspinner handelt die mit Dumpingpreisen Arbeitplätze vernichten, um den eigenen Namen in der Zeitung zu sehen.
Für 1000,-€ Monatsumsatz müßte ein Fotograf bei 4,-€ pro Bild vier Wochen lang, an jeweils 6 Wochentagen je 10-11 Bilder pro Tag im Blatt haben. Schonmal irgendwer so eine Tageszeitung gesehen? Schonmal jemand einen Fotografen gesehen, der von 1000,-€ Umsatz (sic!) im Monat irgendwie leben kann?
Für 1000,- € Umsatz müßte eine schreibender Journalist bei 10 Cent Zeilenhonorar und vier Wochen mit je 6 Erscheinungstagen pro Tag 417 Zeilen im Blatt haben. Auch das sieht man wohl eher selten.
Also sollte man sich bei ver.di lieber mal selbst Gedanken statt anderen Mut machen.
Nicht zuletzt darf man auch nicht übersehen, daß wenn eine Gewerkschaft solche Fälle derart unreflektiert in den Raum stellt, ja irgendwo der Eindruck erweckt wird, daß 10,-€ pro Bild dann ja schon fast ein faires Honorar sein müssen, wenn andere von 40% leben zu können scheinen!
Zum weiterlesen:
“If you sell yourself cheap, you will never get out of that hole.” – Barbara Bordnick